ie planen den Schritt in die Selbstständigkeit. Mit dem Anmelden Ihres Gewerbes oder Ihrer Tätigkeit als Freiberufler ist es jedoch längst nicht getan. Ein wichtiger Aspekt ist der Stundenlohn. Wenn Sie sich selbständig machen, möchten Sie zwar keinen Wucher betreiben, aber Sie wollen auch überleben. Sollten Sie als Selbständiger die Kalkulation Ihres Stundensatzes falsch vornehmen, kann das Ihr Glücklichsein beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall finden Sie sich irgendwann in der Schuldenfalle, was sogar psychische und körperliche Auswirkungen wie ein Burnout zur Folge haben kann. Eine Pauschalantwort auf den Stundenlohn kann es so zwar nicht geben, aber es gibt grundsätzliche Prinzipien, wie er sich berechnen lässt.
Stundenlohn von Selbstständigen: Welche Faktoren wirken darauf ein?
Aus einem ökonomischen Zwang heraus oder aufgrund von Angst setzen viele Selbstständige ihren Stundenlohn anfangs zu gering an. Manche orientieren sich auch an den Stundensatz aus ihrem ehemaligen Angestelltenverhältnis und schlagen 30 % auf. Doch dies reicht in der Regel nicht aus. Der Stundensatz ist so zumeist zu niedrig. Hierbei ist nämlich zu bedenken, dass nicht nur Zeit für die eigentliche Arbeit für den Kunden anfällt. Es muss ebenfalls Zeit für die Buchhaltung, das Marketing, die Rechnungserstellung etc. einkalkuliert werden. Diese Stunden sollten ebenso in den Stundensatz einfließen.
Stellen Sie sich am besten folgende Fragen:
- Wie viele Stunden können Sie pro Woche arbeiten?
- Wie viel möchten Sie realistisch verdienen?
- Wie hoch sind Ihre monatlichen finanziellen Belastungen?
- Wie viele Tage Urlaub möchten Sie haben (kalkulieren Sie Krankheit mit ein)?
Mögliche Berechnung des Stundenlohns
Angenommen Sie planen ein Jahresgehalt von 40.000 Euro und damit 3.333 Euro ein. Dies hört sich solide und gut an, aber bedenken Sie, dass etliche Abgaben anfallen. Dazu gehören unter anderem Essen, Miete/Instandhaltung Haus, Versicherungen, Risikozuschlag für nicht vorhersehbare Kosten, Altersvorsorge und Phasen der Auftragslosigkeit.
Abgesehen davon sind weitere Kosten einzuplanen. Ein paar Beispiele:
- Computer und Software
- sonstige Technik wie Telefonanlage und Drucker
- Inventar wie Schreibtisch und Büromaterial
- Werbekosten
- Heizungs- und Stromkosten
- Beratung
- Versicherungen und Beiträge
- Reisekosten
- Weiterbildungskosten
Nehmen wir an, Sie möchten 40 Stunden pro Woche arbeiten. Ohne Ausfälle, Urlaub und Krankheit mit einzuberechnen, kalkulieren wir eine maximale Stundenzahl von 1.920. Mit all den aufgeführten Kosten plus einen einmaligen Aufwand für die Selbständigkeit im ersten Jahr von rund 30.000 Euro käme ein Stundensatz von 37 Euro heraus. Doch dieser liegt nur bei diesem geringen Betrag, wenn Sie tatsächlich die vollen 1.920 Stunden arbeiten können. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch gering. Urlaub und Krankheit dürfen Sie nicht vergessen. Darüber hinaus möchten Sie vielleicht Zeit für eine persönliche Weiterentwicklung nehmen. Zudem kann es passieren, dass ein Projekt länger dauert, als Sie dachten.
Sie können von den 1.920 Stunden 30 Urlaubstage abziehen. Dies sind 240 Stunden. So verbleiben 1.680 Stunden. Vergessen Sie nicht, dass Sie nur rund 70 % dieser Stunden abrechnen können. Die verbleibenden 30 % entfallen auf organisatorische Arbeiten. Letztlich rechnen Sie daher nur noch 1.176 Stunden ab. Dadurch steigt der Stundensatz von den anfänglichen 37 Euro auf 60 Euro. Besser wären jedoch 80 Euro, um auf das Jahresgehalt von 40.000 Euro zu kommen. So haben Sie einen Puffer, wenn die organisatorischen Arbeiten doch mehr Zeit beanspruchen. Beachten Sie bitte auch, dass in Stuttgart die Lebenskosten höher als in vielen anderen deutschen Städten sind.
Wie kann ich als Selbständiger meinen Stundenlohn erhöhen?
Welcher Stundenlohn Selbstständige glücklich macht, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Irgendwann kommen jedoch die meisten von ihnen zu der Erkenntnis, dass sie anfangs zu wenig Geld eingenommen haben. Das Ergebnis daraus ist gar kein oder ein zu geringer Gewinn. Was ist zu tun? Jetzt ist es an der Zeit, den Stundensatz für eine bessere Kalkulation und für ein würdevolles Überleben zu erhöhen. Doch wie geht das? Am besten gelingt dies, wenn Sie sich bereits eine gewissen Reputation erarbeitet haben. Nehmen die Kunden Ihre Arbeit als hochwertig wahr, können Sie mehr Geld verlangen. Gleiches zählt für Selbstständige, die eine seltene Dienstleistung anbieten. Sie sollten sich vorab jedoch gut überlegen, ob Sie Ihre Preise tatsächlich durchsetzen können. Schauen Sie sich dafür Ihre Mitbewerber an!
Klassische Fehler bei der Kalkulation des Stundensatzes
Zwei Fehler haben sich als typisch für Existenzgründer erwiesen:
- Der Stundenlohn ist zu hoch: Kein Kunde nimmt das Angebot an.
- Der Stundenlohn ist zu niedrig: Der Gewinn ist zu gering.
Der richtige Stundensatz ist für beide Seiten akzeptabel. Vergessen Sie nicht bei Ihrer Kalkulation die Umsatzsteuer. Auch die steten Investitionen, um konkurrenzfähig zu bleiben, sind zu berücksichtigen. Dies sind zwei weitere typische Fehlerquellen, die oft einen zu niedrigen Stundenlohn bewirken.
Stundenlohn für Selbstständige: Gewinn gehört zum Geschäft
Ob Freiberufler oder Gewerbetreibender: Jeder Unternehmer benötigt einen Gewinn. Im Zweifelsfall können Sie Ihren Kunden freundlich verdeutlichen, weshalb Sie welchen Preis ansetzen. Verfallen Sie dabei nicht ins trotzige Rechtfertigen, sondern erläutern Sie Ihre Preisgestaltung im Detail. Kommt deshalb ein Geschäft nicht zustande, hinterfragen Sie sich selbst und den Interessenten. Vielleicht sind Sie nur ihm zu teuer, aber nicht einem anderen Kunden. Selbstausbeutung hilft am Ende keinem. Stellen Sie fest, dass Sie nicht genug erwirtschaften, ist es eventuell an der Zeit, die Geschäftsidee zu überdenken. Geben Sie sich jedoch Zeit. Die wenigsten Selbstständigen erzielen von Anfang an hohe Gewinne. Oft muss sich eine gewisse Stellung erst erarbeitet werden. Letztlich setzt sich eine hohe Qualität allerdings durch – und das belohnen auch die Kunden mit einer gerechtfertigten Bezahlung.
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Photo by Lydia Gulinkina on Unsplash