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u hast den Schritt in die Selbstständigkeit geplant oder bereits gewagt? Dann steht vielleicht die Frage an, wie du geeignete Mitarbeiter findest und hältst. Gerade in aktuellen Zeiten, in denen zuverlässige Fachkräfte rar gesät sind, nimmt dieses Thema einen hohen Stellenwert ein.

Die richtigen Mitarbeiter machen für das Unternehmen einen Unterschied. Sie sind mehr als nur eine kostspielige Ressource. Es sind Menschen, die dich als Unternehmer engagiert unterstützen und den Betrieb nachhaltig optimieren können. Gleichzeitig entlasten sie dich. Suchst du die falschen Mitarbeiter aus oder kannst du sie durch einen unzureichenden Führungsstil nicht halten, können dich deine Mitarbeiter teuer zu stehen kommen. Informiere dich daher gut und geh besonnen vor!

Mitarbeiterfindung: ein eindeutiges Jobprofil erstellen

Um den richtigen Mitarbeiter zu finden, musst du im ersten Schritt wissen, welche Aufgaben er übernehmen soll. Daraus ergibt sich dann, was für Voraussetzungen er mitbringen muss. Am besten notierst du dir die fünf Hauptaufgaben, für die der neue Mitarbeiter verantwortlich sein wird. Dann entwickelst du daraus ein Profil der notwendigen und wünschenswerten Kompetenzen:

  • Formale Anforderungen wie spezielle Ausbildungen etc.
  • Fachliche Anforderungen wie Sprachkenntnisse, Informatikkenntnisse etc.
  • Persönliche Anforderungen wie hohe Stressresistenz, Kommunikationsstärke etc.
  • Weitere Anforderungen wie Überzeugungskraft, Verhandlungsgeschick etc.

Vermutlich wird kein Bewerber alles erfüllen, was du dir wünschst. Setze daher Schwerpunkte, um die Jobanzeige nicht mit einer langen Liste an Anforderungen zu überfrachten. Viele Qualitäten lassen sich direkt im Job erlernen.

Wo finde ich den richtigen Mitarbeiter?

Dies ist für Unternehmer, die sich selbstständig machen oder bereits selbstständig sind, eine Schlüsselfrage. In der Regel ergibt sich das „Wo“ aus der Antwort auf die Frage „Wen suche ich?“. Kennst du die Zielgruppe, die du ansprechen möchtest, suchst du genau an den Stellen Mitarbeiter, wo sie vermutlich anzutreffen sind. Das können sehr unterschiedliche Kanäle sein. Hier ein paar Möglichkeiten:

  1. Interne Besetzung: Gerade in größeren Unternehmen ist es oft möglich, eine Stelle intern zu besetzen. Dadurch sparst du Zeit und Geld. Es kann allerdings sein, dass du so nur den Personalbedarf verschiebst. Sobald viel Firmenwissen für eine Stelle erforderlich ist, kann dieses Vorgehen dennoch sinnvoll sein.
  2. Netzwerke nutzen: Ob ehemalige Kommilitonen, Messen, Branchennetzwerke oder der bestehende Kundenstamm: Greif ruhig auf dein Netzwerk zurück, um einen Mitarbeiter zu finden.
  3. Onlinestellenbörsen und soziale Medien: In unseren digitalen Zeiten kannst du hervorragend das Internet einsetzen, um eine Stelle bei dir im Betrieb zu besetzen. Auf den Jobbörsen, auf denen du potenzielle Bewerber für dich vermutest, platzierst du die Stellenanzeige. Auch die sozialen Medien können sich als hilfreich erweisen.
  4. Printmedien: Für einige Jobprofile sind die Printmedien noch immer ideal. Das trifft vor allem auf regionale Jobs zu. Beispiel: Du suchst nach Kellnern für dein Restaurant. Solltest du nach Spezialisten suchen, bietet sich eine Anzeige in der Fachpresse an.
Extra-Tipp: Stellengesuche müssen nicht trocken und nüchtern sein. Manchmal funktioniert genau das Gegenteil.

Wir haben neulich etwas sehr Originelles gelesen, dass bestimmt den richtigen Bewerber angezogen hat. Hier ein Auszug aus dieser witzigen, aber von einem eindeutig frustrierten Chef aufgegebene Stellenanzeige, der wohl schon länger und ergebnislos für seine Tischlerei eine Hilfskraft gesucht habt:

Wir suchen einen Helfer für Montage & Handwerk mit Führerschein

  • Du bist nicht total verpeilt?
  • Du kannst einen Akkuschrauber von einer Wasserwaage unterscheiden?
  • Du bist in der Lage, dir morgens selber eine Stulle zu schmieren?
  • Du musst mein kleinsten Kratzen im Hals nicht gleich 2 Tage krankschreiben?
  • Du kannst die Uhr lesen und freundlich "Guten Tag" und "Auf Wiedersehen" sagen?
  • Du musst nicht alle 3 Minuten eine WhatsApp schreiben oder Insta checken?
  • Du beherrschst die Grundrechenarten und kannst Dich in deutscher Sprache verständigen?
  • Du kannst Dir vorstellen 5 mal die Woche zu arbeiten ohne gleich an Burnout zu erkranken?

Dann bewirb Dich bei uns!

Die Chemie muss stimmen

Als Unternehmer verbringst du sehr viel Zeit in deinem Betrieb. Deswegen ist es wichtig, dass das Zwischenmenschliche zwischen dir und den Mitarbeitern stimmt. Es muss keine große Sympathie sein und ihr müsst keine Freunde werden, die ständig privat miteinander etwas unternehmen. Darum geht es nicht. Du brauchst jedoch Mitarbeiter, mit denen du menschlich zurechtkommst und die zu dem bereits bestehenden Team passen. Über die schriftliche Bewerbung erhältst du einen ersten Eindruck von den fachlichen Qualitäten. Im persönlichen Gespräch evaluierst du, ob die Chemie zwischen euch harmoniert. 

Mitarbeiter gefunden: Was jetzt?

Herzlichen Glückwunsch! Du hast einen geeigneten Mitarbeiter gefunden. Damit hast du als Chef aber nur einen Teil deiner Aufgabe bezüglich des Personals erfüllt. Jetzt geht es daran, an der Mitarbeiterbindung zu arbeiten. Sie nimmt gerade in Zeiten des Fachkräftemangels einen hohen Stellenwert ein.

Eine große Bandbreite an Möglichkeiten zur Mitarbeiterbindung steht dir zur Verfügung. Hier ein paar grundsätzliche Aspekte, mit denen sich die Arbeitgeberattraktivität steigern und festigen lässt:

  • Identifikation mit dem Unternehmen: Der Mitarbeiter braucht ein Wir-Gefühl, was ihn daran hindert, den Arbeitsplatz zu wechseln. Wenn der Chef die Mitarbeiter darüber informiert hält, was (für sie oft nicht sichtbar) vor sich geht, welche Herausforderungen und Erfolge sowie Ziele verfolgt werden, fühlen sie sich automatisch mehr einbezogen und es stärkt die Moral jedes einzelnen, wenn er dazu beitragen kann. Zudem sind beispielsweise Events hilfreich, an denen alle Mitarbeiter teilnehmen können.
  • Aufstiegschancen: Für viele Mitarbeiter ist es wichtig, mit der Zeit eine Karriere im Unternehmen hinzulegen. Das lässt sich durch Coachings und Weiterbildungen erreichen. Indem du deinen Angestellten die Möglichkeit zur Fortbildung bietest, zeigst du ihnen, dass du Vertrauen in ihre Fähigkeiten hast.
  • Vergünstigungen: Vom Mitarbeiterrabatt bis hin zum Geschäftswagen: Es gibt eine ganze Reihe an Vergünstigungen, die für Angestellte attraktiv sein können. Bring- und Holdienste oder Werkswohnungen können das Arbeiten erleichtern bzw. flexibler gestalten.
  • Versorgung: Private Absicherungen mit langfristiger Perspektive gefallen vielen Mitarbeitern. Sie geben ihnen Sicherheit und stellen dein Unternehmen als „Versorger“ dar.

Dem schnöden Mammon dienen war gestern

Die Zeiten haben sich geändert. War die Nachkriegsgeneration aufgrund der damaligen Umstände besonders bestrebt, Geld zu verdienen, um das Leben abzusichern, geht es der aktuellen Generation um mehr. Sie ist bereits mit einem gewissen Wohlstand aufgewachsen, weshalb sie auf der Bedürfnispyramide nach den nächsten Zielen schielt, um glücklich zu sein. Dazu gehört die viel gepriesene Work-Life-Balance, zu der Unternehmer immer mehr direkt beitragen sollen. Es geht nicht nur darum, weniger Überstunden zu machen und hinreichend Urlaubstage zu haben. Der Chef soll Maßnahmen implementieren, die direkt dies und mehr ermöglichen.

Hier ein paar Beispiele:

  • flexible Arbeitszeiten
  • Homeoffice
  • Fitnesscenter im Betrieb
  • Gymnastikkurse im Büro
  • persönliche Gestaltung des Arbeitsplatzes
  • interessante Aufgaben
  • Firmenkindergarten

Die Rolle des Big Boss ist überholt

 „Ich bin der Big Boss, du mein kleiner Angestellter, der zu gehorchen hat.“ Hast du diese tyrannische Einstellung als Chef, wird es kein Mitarbeiter lange bei der aushalten. Studien zeigen sehr deutlich, dass ein schlechter Führungsstil des Vorgesetzten ein sehr häufiger Kündigungsgrund ist. Diese Mitarbeiter verlassen also nicht ihren Arbeitsplatz, sondern verabschieden sich von ihrem Chef. Fatale Führungsfehler sind die Ursache, die sich leichter einschleichen können, als so mancher denkt.

Typische Fehler sind:

Kein Raum für Kreativität und Verbesserung: Alles soll so bleiben, wie es ist. Das kann sich nicht nur schädlich auf das Unternehmen auswirken, sondern auch auf die Mitarbeiter. Gerade die sehr guten Kräfte sind davon betroffen, denn sie wollen sich im Job entfalten können. Dazu gehört ein gewisses Maß an Freiheit und Kreativität.

Fehlende Sinnhaftigkeit: Der Mensch fragt ständig nach dem Warum. Er will wissen, was weshalb und wie passiert. Deswegen solltest du die Sinnhaftigkeit für die zu verrichtende Arbeit verdeutlichen, indem du sie begründest und erklärst. Vor allem für Fachkräfte ist dies unerlässlich.

Mangelnde Arbeitsfreude: Spaß und Arbeit können (und sollten) zusammengehören. Deswegen wirken sich Kicker, ansprechende Pausenräume, falls möglich Grünflächen und alles was die Aufmerksamkeit nach außen auf angenehme Dinge lenkt, positiv auf das Arbeitsklima aus. Sogar Spielekonsolen usw. stehen in manchen Betrieben den Mitarbeitern zur Verfügung. Nur wer die Arbeit nicht mit Qual und konstanter Kontrolle verbindet, steht dafür morgens gern auf und ist zur Leistung bereit.

Kein Lob: Es geht nicht darum, für jede Kleinigkeit einen Bonus auszuschütten. Obgleich Boni ein Teil der Mitarbeiterbindung sein können, darf das persönliche Lob nicht vergessen werden. „Danke“ und „Gut gemacht“ motivieren. Nur ehrlich müssen sie sein. Chefs, die das übersehen oder für nicht wichtig erachten, verlieren schnell mal ihre guten Angestellten.

Wie du an den Ausführungen erkennst, sind Mitarbeiterfindung, Mitarbeiterführung und Mitarbeiterbindung eine Kunst für sich. Mit ein wenig Hintergrundwissen, Empathie, Ethik und Menschenkenntnis sind es Aufgaben, die du erfolgreich bewältigen wirst.

Hinweis in eigener Sache: Die hier angebotenen Informationen ersetzen selbstverständlich keine Steuer-, Finanz- oder Gründerberatung. Bitte wende dich an einen qualifizierten Fachanwalt, Steuerberater oder anderen Experten, um deine eigene Situation abzuklären.

- Stand April 2022

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Photo by Husna Miskandar on Unsplash

Publiziert am 
May 19, 2022
 in Kategorie:
Planung

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